Was ist das Besondere am Montessori-Unterricht?
Im „normalen“ Unterricht steht oft die Lehrperson im Mittelpunkt des Geschehens. Sie denkt voraus und die Schüler*innen dürfen/sollen ihnen folgen. In Montessori-Klassen dagegen steht das lernende Kind im Zentrum.
Kinder arbeiten zur selben Zeit an unterschiedlichen Inhalten. Sie können Aktivitäten nach ihren Interessen wählen. Daneben gibt es jedoch auch ein Grundpensum an Pflichtaufgaben, die zu erfüllen sind.
Die von Maria Montessori Entwickelten Materialien lenken die Aktivität des Kindes. Sie erleichtern den Wissensaufbau und führen zu einem gründlichen Verstehen.
Auch wenn 20 Kinder in einem Klassenraum vielfältig aktiv sind, ist die Atmosphäre ruhig und entspannt. Die Lehrperson begegnet der Kind mit Respekt und Vertrauen.
Sie „hütet“ die soziale Ordnung in der Klasse, und schafft ein Klima der gegenseitigen Wertschätzung.
Ist Montessori-Unterricht hauptsächlich etwas für leistungsschwächere und „schwierige“ Kinder?
Das ist ein hartnäckig tradiertes Missverständnis.
Die Montessori-Pädagogik bietet einen Weg, auf dem sich in gleicher Weise die Schwachen stärken und die Begabten weiter entwickeln können.
Was „gewinnt“ ein Kind durch Montessori-Unterricht?
In gut geführten Montessori-Einrichtungen gibt es drei „Gewinner“:
Das Kind: Das Kind durchläuft eine Schulzeit in der es viele Dinge klären, selbst entdecken und Ausdauer entwickeln kann. Nicht selten hat es das Gefühl, sich selbst Wichtiges beigebracht zu haben.
Es übt täglich, sich für eine Arbeit zu entscheiden, und es lernt Verantwortung für sein Tun zu übernehmen. Diese täglichen Erfahrungen stärken die Persönlichkeit, machen selbstsicher und selbstbewusst.
Die Eltern: Eltern können die Schulzeit ihrer Kinder gelassen genießen. Obwohl vom Kind Lernleistungen wie an der Regelschule erwartet werden, fehlen der Stress und das unangenehme Rivalisieren.
Die Lehrer*innen: Befragungen zur Berufszufriedenheit von Lehrern zeigen, dass Lehrpersonen in Montessori-Klasse im Spitzenfeld liegen.
Montessori-Unterricht wird oft gleichgesetzt mit „Kinder können da tun was sie wollen“. Ist dem so?
Gegner unterstellen in ihrer Angst vor Kontrollverlust der Montessori-Pädagogik gerne, dass in ihren Einrichtungen Beliebigkeit und Zügellosigkeit herrsche. Das Gegenteil ist der Fall.
Besucher sind immer wieder überrascht, welche Ruhe und Ordnung sie in Montessori-Klassen beobachten können. So einem Besucher soll auf seine Frage „darfst du hier tun, was du willst?“, ein Kind geantwortet haben, „nein, ich will, was ich tu.“
Was sind „nicht direktive“ Montessori-Kindergärten bzw. Montessori-Schulen?
Diese Einrichtungen sind meist Initiativen von privaten Trägern.
Ihnen ist der Aspekt der Freiheit ein besonderes Anliegen.
Eine Überinterpretation dieses Aspektes birgt jedoch die Gefahr, dass die Lehrpersonen sich zu sehr aus den Aufgaben des Anregens, des Forderns und des Helfens in Sinne des „Hilf mir, es selbst zu tun!“ zurückziehen, und die Schüler sich selbst überlassen bleiben.
In Lernmilieus, in den sich die Erwachsenen zu stark auf die Rolle des Beobachtens beschränken, besteht die Gefahr, dass Schüler*innen von sich glauben, nur das tun zu dürfen, was leicht fällt bzw. Spaß macht.
Montessori-Unterricht an der Volksschule kann wohl gut gehen. Aber passt das auch noch für die Schulen der Mittelstufe?
Montessoris Sicht vom Menschen, als einem selbstverantwortlichen, immer an seiner Persönlichkeit und seinen Fähigkeit arbeitenden Wesen gilt für alle Phasen des Lebens.
Das Belehren zu Gunsten des individuellen Lernens zurückzunehmen und die Eigenaktivität der Schüler in der Mittelpunkt des Unterrichts zu stellen, ist für alle Bildungseinrichtungen, unabhängig vom Alter der Schüler, zu empfehlen.
Bereitet die Montessori-Mittelschule die Kinder schon ausreichend auf Oberstufe bzw. auf das spätere Berufsleben vor?
Langjährige Erfahrungen in Österreich, Deutschland und den Niederlanden bestätigen:
Eine Montessori-Mittelschule ist kein „Wolkenkuckucksheim“, in deren Weltfremdheit Jugendliche zwar gut behütete Jahre verbringen dürfen, dort aber nicht auf das „wirkliche“ Leben danach vorbereitet werden.
Übertrittsquoten in höhere Schulen sind gleich oder und zum Teil auch höher als in anderen Mittelschulen und diese begonnenen Bildungswege werden auch mit vergleichbarem Erfolg abgeschlossen.
Montessori-Schulen verzichten weitgehend auf Bewertungen. Ist das sinnvoll? Sollten Kinder nicht besser wissen, wo sie mit ihren Leistungen stehen?
Noten geben nur beschränkt Auskunft über die erbrachten Leistungen. Sie lenken das Interesse des Lernen hauptsächlich auf die Bewertung selbst, anstatt die Bereitschaft zu fördern sich kritisch mit den Ergebnissen der eigenen Arbeit auseinander zu setzen.
Sie erzeugen eine gewisse Abhängigkeit von der beurteilenden Lehrperson und behindern die Fähigkeit einer sachorientierten kritischen Selbsteinschätzung.
Nicht zuletzt verleiten Noten zum hässlichen Rivalisieren.
Wo immer möglich, ersetzen Montessori-Einrichtungen die Notenbeurteilung durch pädagogisch sinnvollere Formen der Leistungsrückmeldung, wie zum Beispiel das Pensenbuch oder das Portfolio.
Was lernen Lehrer*innen bei einer Montessori-Ausbildung?
Zwei Ziele werden angestrebt:
- Erweiterung des Selbstverständnisses als Lehrperson. Das traditionelle Bild vom Wissensvermitteln wird erweitert um die Aufgaben des Organisierens und Begleitens von individuellen Lernprozessen. Wesentlich ist uns Einsicht, dass es das Kind selbst ist, das aus eigener Kraft die Persönlichkeit und die Kompetenzen des künftigen Erwachsenen aufbaut. Vertrauen auf den Selbstbildungswillen des Kindes. Stärkung des jedem Kind innewohnenden Bedürfnisses sich in der Welt bewähren zu können.
- Aufbau der notwendigen methodischen und didaktischen Kompetenzen, Lernprozesse so vorzubereiten und begleiten zu können, dass möglichst jedes Kind über das Begreifen zum Verstehen kommen kann.